Darstellung eines Ablaufs einer Psychotherapie

Der Ablauf einer Psychotherapie ist nachfolgend aufgeführt. Natürlich stellen die Ablaufpunkte und die Reihenfolge nur eine grobe Skizzierung dar. Jede Psychotherapie wird individuell auf die Bedürfnisse meines Klienten erstellt bzw. angepasst.

Am Anfang steht die telefonische Kontaktaufnahme. Sie erreichen mich zu festgelegten Zeiten (siehe Kontakt) in der Regel persönlich, um Ihr Anliegen zu schildern. Da grundsätzlich ein Anrufbeantworter geschaltet ist, können Sie aber auch zu jedem anderen Zeitpunkt eine Nachricht hinterlassen. Ich rufe Sie dann so bald wie möglich zurück.
Ich werde Sie kurz zu Ihrem Anliegen und zu Ihrer Hauptproblematik befragen. Da sich nicht alle Psychotherapeuten für alle Probleme gleichmäßig kompetent fühlen und hilfreich sein können, kann es sein, dass ich Sie schon am Telefon bitten werde, sich nach einem anderen Therapeuten umzuschauen.
Zunächst erfolgt  die Terminvereinbarung für die sogenannte Sprechstunde. Diese kann immer und zeitnah angeboten und wahrgenommen werden und dient der Abklärung der Problematik, einer ersten Diagnostik und der Orientierung über für Sie mögliche und sinnvolle Behandlungsoptionen. Sollten Sie bereits sicher sein (z.B. weil Ihr behandelnder Arzt, die Klinik oder andere Vorbehandler dies empfohlen haben), dass eine Psychotherapie für Sie das richtige Behandlungsangebot ist, wird das weitere Procedere abgesprochen.

Der Erstkontakt findet zumeist im Rahmen der Sprechstunde statt.  Die Sprechstunde dient der Abklärung Ihrer Problematik und Ihres Anliegens, einer ersten Diagnostik, der Klärung der Indikation für eine Psychotherapie bzw. der Orientierung über andere mögliche, für Sie passende Behandlungsmöglichkeiten. Dafür stehen insgesamt entweder drei Sitzungen à 50 Minuten oder sechs Sitzungen á 25 Minuten zur Verfügung. Die Wahrnehmung des Sprechstunden-Angebotes bedeutet NICHT automatisch, dass sich eine Psychotherapie in meiner Praxis anschließen wird.

In der Regel beginnt das Gespräch mit Fragen nach Ihrem Anliegen, Ihrer Problematik, möglichen körperlichen Beschwerden und Ihrer aktuellen Lebenssituation. Auch biographische Informationen werden erhoben und ein klinisches Interview geführt. Unter Umständen werden Sie zusätzlich Fragebögen ausfüllen müssen.

Am Ende der Sprechstunde  steht eine (Verdachts-)Diagnose und eine Orientierung über weitere Behandlungsoptionen. Beides  wird auf einem Formular dokumentiert, das Ihnen am Ende der Sprechstunden-Phase ausgehändigt wird.

Wenn es am Ende der Sprechstunden-Phase zu dem Ergebnis kommt , dass für Sie eine ambulante Psychotherapie in meiner Praxis die indizierte, richtige und passende Behandlungsform ist, schließen sich mindestens zwei, maximal vier  sogenannte  probatorische Sitzungen an. Diese sollen vor allem Ihnen die Möglichkeit geben, die Passfähigkeit zwischen Ihnen und mir zu prüfen. Also zu prüfen, ob die „Chemie stimmt“. Eine gute und vertrauensvolle therapeutische Beziehung ist ein wichtiger, wenn nicht sogar der wichtigste,  Aspekt für den Erfolg einer Psychotherapie. Sollten Sie also feststellen, dass Sie sich im Kontakt mit mir, in den Räumen, mit meiner Vorgehensweise nicht wohlfühlen, sprechen Sie es offen an – dann ist die Suche nach einem anderen Kollegen, einer anderen Kollegin unbedingt sinnvoll!

Ich als Therapeutin erhebe im Rahmen der Probatorik weitere Informationen. Hierzu werden oft weitere Fragebögen oder standardisierte Interviews eingesetzt. Sie werden in der Regel gebeten, einen umfangreichen Biografiefragebogen auszufüllen. Außerdem werde ich mit Ihnen gemeinsam bereits ein individuelles Störungsmodell erarbeiten und Behandlungsziele und einen Behandlungsplan  ableiten.

Jetzt wird auch – gemeinsam mit Ihnen-  die Entscheidung über die Dauer der Psychotherapie getroffen. Je nach  Indikation und Diagnose kann eine Kurzzeittherapie oder eine Langzeittherapie beantragt werden. Eine Kurzzeittherapie besteht aus zwei Modulen á 12 Sitzungen  zu je 50 Minuten. Das heißt, im Verlauf des ersten Moduls muss entschieden werden, ob weitere Sitzungen beantragt werden. Eine Langzeittherapie besteht aus 60 Sitzungen à 50 Minuten.

Sollte sich herausstellen, dass nach Ablauf der Kurzzeittherapie die Behandlungsziele noch nicht erreicht sind, kann eine Umwandlung in eine Langzeittherapie beantragt werden. – Die Langzeittherapie ihrerseits kann im Ausnahmefall ebenfalls  um weitere 20 Sitzungen verlängert werden.

Am Ende dieser Phase steht der Antrag auf Psychotherapie bei Ihrer Krankenkasse. Hierzu ist auch die Einholung eines Konsiliarberichtes durch Ihren behandelnden Arzt notwendig, der Auskunft über die Notwendigkeit bzw. Art und Weise der fachärztlichen Mitbehandlung gibt.

In Bezug auf die Therapieziele und Wünsche an eine Therapie unterscheiden sich Patienten sehr. Manche wünschen sich sehr klare Anleitungen und ein sehr aktives Therapeutenverhalten, manche wollen eher mehr Raum zur eigenen Gestaltung haben und befürchten, frühzeitig unter Druck gesetzt zu werden. Hierauf werde ich mich  einstellen und Ihnen auch unterschiedliche Angebote machen.

In der Startphase wird die Diagnostik noch einmal vertieft, und es wird ein individuelles Störungsmodell erarbeitet. Das heißt, Sie als Patient sollen genau verstehen, wie Ihre Problematik entstanden ist und aktuell aufrecht erhalten wird. Auch die Ziele, die Sie bereits in den  probatorischen Sitzungen erarbeitet haben, werden noch einmal konkretisiert. Ich werde  Ihnen erste konkrete therapeutische Angebote machen, z. B. Verhaltensübungen vorschlagen oder kleine Verhaltensexperimente machen oder gemeinsam mit Ihnen persönlichen Einstellungen, Denk- und Verhaltensmuster, Schemata identifizieren, die einen Einfluss auf Ihre Symptomatik haben könnten.

Nach der 5. bis 10. Sitzung  werden Sie sich dann schon an die Therapie und den Therapieprozeß gewöhnt haben. Nun beginnt zentrale Arbeitsphase der Therapie. In dieser Phase geht es jetzt um Veränderungen, die mit verschiedensten Interventionen erreicht werden können. Wichtig ist hier nun ganz besonders Ihre aktive Mitarbeit.  Ja, Therapie ist Arbeit, und die findet vor allem ZWISCHEN den Sitzungen statt. Sie  bekommen ganz sicher auch Hausaufgaben oder Beobachtungsübungen, und das Ganze ist nicht nur aufregend und intensiv, sondern manchmal auch mühevoll und anstrengend.

Die Mühe, die von Ihnen als Patient erwartet wird, kann z.B. darin liegen, dass Sie bisher im Alltag vermiedene Situationen aktiv aufsuchen, oder dass Sie Verhaltensübungen unternehmen oder Ihre Erfahrungen und Verhaltensweisen protokollieren müssen. Auch kann es sein, dass Sie die Art und Weise wie Sie denken, hinterfragen und aufschreiben sollen. Ziel ist es, dass Sie mit Ihren neuen Denk- und Verhaltensweisen gute, korrigierende  Erfahrungen machen, die alte Befürchtungen ad absurdum führen, negative Gefühle zum Positiven verändern und es Ihnen erleichtern, zukünftig dieses neue Denken und Verhalten häufiger an den Tag zu legen, bis es sich zu einer Routine entwickelt hat.

Es kann aber auch Therapien geben, wo Sie weniger üben müssen, aber in den Therapiesitzungen besonders bewegende und intensive schmerzliche Erfahrungen durchleben, wenn wichtige Ihr Leben prägende Schlüsselerfahrungen noch einmal besprochen und im Rahmen von Vorstellungsübungen aktiviert und dann hilfreich bearbeitet werden.

Weiterhin können Achtsamkeits- oder Entspannungsübungen wichtiger Bestandteil der Therapie sein. Solche Übungen werden Sie dann sowohl in der Therapiestunden wie auch in der Zeit zwischen den Therapiestunden mehrfach durchführen.

Die zentrale Arbeitsphase kann zwischen 10, 20 oder auch 30 Stunden dauern.

An die zentrale Arbeitsphase schließt dann die Selbstregulationsphase an. In dieser Phase finden die Therapiesitzungen vielleicht nur noch 14-tägig oder aller drei Wochen statt. Zwischenzeitlich sind Sie zum Experten Ihrer eigenen Probleme und Therapie geworden. Meine Aufgabe ist nun weitgehend, Sie zu Ihrem eigenen Therapeuten zu machen und Sie bei der Anwendung von therapeutischen Überlegungen, Techniken und bei der Stabilisierung und Generalisierung neu erworbener und erlernter Einstellungen, Denkweisen und Verhaltensmöglichkeiten  zu begleiten. Krisen, die durchaus auftreten können, werden nach wie vor unterstützend und anleitend aufgefangen.

Da Psychotherapie ein begrenzter Prozess ist, schließt an die Selbstregulationsphase nun die  Beendigungsphase an. Ich werde das bevorstehende Therapieende rechtzeitig ansprechen.  Im Rahmen einer Therapiebilanz wird nun noch einmal erarbeitet, was Sie in der Therapie alles geschafft haben, ggf. aber auch dass, was noch nicht erreicht  ist und was im Anschluss an das Ende der „offiziellen“ Therapie noch weiterer Veränderungen bedarf. Auch kann es sein, dass man anfänglich zu hoch gesteckte Ziele nun realistischer sehen kann und Patient und Therapeut lernen müssen, auch mit Teilzielen zufrieden zu sein. Es kann in dieser Phase aber auch die Entscheidung getroffen werden, die Therapie zu verlängern und einen entsprechenden Antrag an die Krankenkasse zu stellen.

Es kann sinnvoll sein, ein gewissen Kontingent an Therapiesitzungen für die Nachbetreuung aufzusparen. Je nach spezifischer und individueller Problematik  können Sie bis zu sechs Monaten nach Therapieende noch einige Termine erhalten. Diese Termine sollen Sie dann darin unterstützen, die Erfolge und Veränderungen auch nach Therapieende aktiv aufrecht zu erhalten und weiter zu stabilisieren und so einem Wiederauftreten der Problematik und Symptomatik vorzubeugen.

Eine neue, durch den Gesetzgeber geschaffene Behandlungsmöglichkeit ist die Akutbehandlung. Diese versteht sich nicht eigentlich als Psychotherapie. Die Akutbehandlung soll zur Besserung akuter psychischer Krisen beitragen, bei denen schnell und unbürokratisch geholfen werden muss.

Die Akutbehandlung kann als Einzeltherapie bis zu 24-mal à 25 Minuten oder 12-mal à 50 Minuten durchgeführt werden. Sie muss bei der Krankenkasse nur angezeigt,  nicht beantragt werden.

Patienten, für die eine Akutbehandlung nicht ausreicht, sollen so stabilisiert werden, dass sie auf eine Psychotherapie vorbereitet sind oder ihnen andere ambulante, teil- oder vollstationäre Maßnahmen empfohlen werden kann. Das bedeutet, dass sich an eine Akutbehandlung durchaus eine Psychotherapie anschließen kann.